Viele Menschen vertrauen dem PayPal-Käuferschutz für den Kauf und Verkauf ihrer Waren. Doch gibt es Betrugsmaschen, die auch im Jahr 2022 funktionieren. Vor allem Verkäufer müssen auf der Hut sein.
PayPal-Käuferschutz: Der Name führt in die Irre
PayPal soll vor allem Käufer schützen – das impliziert zumindest der Name des Absicherungsfeatures des Bezahldienstes. Ironischerweise sind aber vor allem Verkäufer gefährdet, Opfer einer Betrugsmasche zu werden.
Üblicherweise läuft ein Kauf zwischen zwei Parteien, der über PayPal abgewickelt wird, so ab:
- Verkäufer und Käufer einigen sich auf einen Kaufpreis
- Der Käufer überweist die Summe auf das PayPal-Konto des Verkäufers (nicht an „Freunde und Familie“, später mehr)
- Der Verkäufer versendet die Ware
- Der Käufer erhält die Ware
- Ende der Transaktion
Im besten Fall ist nach dem letzten Schritt alles geklärt und der Handel ist abgeschlossen. Falls ihr an einen Betrüger geraten seid, fängt der „Spaß“ hier aber erst an.
Nach Erhalt der Ware hat ein jeder Käufer insgesamt 180 Tage Zeit einen „Fall“ zu eröffnen, falls mit dem gekauften Produkt oder Dienstleistung irgendetwas nicht in Ordnung ist.
Die Absicherung über PayPal wird zur Sicherheitslücke
Ganz gleich, ob ein Käuferschutz von einem seriösen Käufer oder einem Betrüger in Anspruch genommen wird, der Vorgang funktioniert immer gleich:
- Käufer aktiviert den Käuferschutz von PayPal
- Das auf PayPal überwiesene Geld wird umgehend „eingefroren“
- Hat der Verkäufer nicht genügend Geldmittel auf seinem PayPal-Konto, ist dieses nun im Minus und kann solange nicht benutzt werden, bis es wieder ausgeglichen ist.
Der Verkäufer wird nun von PayPal aufgefordert, Stellung zu beziehen und fällt nach bis zu 20 Werktagen eine Entscheidung, nachdem alle „Beweise“ vorgetragen worden sind. Der Fall kann sich also über Monate ziehen.
Jetzt fragt ihr euch vielleicht, was ein Betrüger davon hat, wenn das Geld „eingefroren“ worden ist – er selbst kann schließlich auch nicht darauf zugreifen. Hier kann es verschiedene Handlungsmotive geben:
- Käufer möchte Druckmittel zum Nachverhandeln
- Käufer hat PayPal-Account gehackt und der ursprüngliche Besitzer hat wieder die Kontrolle
- Käufer wird Ware nicht zurückschicken, nachdem PayPal zu seinen Gunsten entschieden hat
Gehen wir auf die einzelnen Fälle im Detail ein.
Fall 1: Käufer möchte Druckmittel zum Nachverhandeln
Kennt ihr das Unternehmen ReBuy? Die Firma kauft Technik zum Festpreis an. Nachdem man in einem Onlineformular den Zustand des Produkts beschrieben hat, erhält man den voraussichtlichen Verkaufspreis mitgeteilt. Wer die Dienste des Unternehmens schon einmal in Anspruch genommen hat, dürfte aber sicher die Erfahrung gemacht haben, dass man den errechneten Verkaufspreis so gut wie nie erzielt. ReBuy verhandelt gerne nach Sichtung der Ware nach und korrigiert das Gebot teilweise deutlich nach unten – die Begründungen, so Kritiker, wirken oft fadenscheinig. Verkäufer entscheiden sich aus Bequemlichkeit häufig dennoch für den Verkauf.
Ein ganz ähnliches Prinzip kann ein unseriöser Käufer auch durch den PayPal-Käuferschutz anwenden. Nachdem ein „Fall“ eröffnet worden und das Geld des Verkäufers eingefroren ist, hat der betrügerische Käufer ein hervorragendes Druckmittel für nachträgliche Preisverhandlungen.
„Entweder du gehst mit dem Preis noch runter oder du bekommst ganz lange dein Geld nicht“ – so könnte ein zwielichtiger Käufer argumentieren. Der Verkäufer muss sich nun überlegen, ob er, um den Konflikt zügig zu beenden, nicht doch auf einen Teil der Summe verzichtet.
Fall 2: PayPal-Account wurde gehackt
Ganz blöd kann es für Verkäufer werden, wenn sie an einen Hacker geraten. Dieser hat einen fremden PayPal-Account gekapert, transferiert das Geld an den Verkäufer und möchte üblicherweise einen Versand ins Ausland.
Nachdem die Zahlung eingegangen ist und die Ware versendet wurde, kann es passieren, dass der ursprüngliche Besitzer des Accounts wieder die Kontrolle übernimmt. Dieser sieht die betrügerische Zahlung, meldet dies PayPal und der Verkäufer ist sein Geld los.
Fall 3: Käufer erhält Geld zurück, behält aber Ware
Die dritte Masche kann vor allem bei Waren klappen, die nicht besonders teuer sind (niedrige dreistellige Bereiche). Hier eröffnet der kriminelle Käufer einen Fall mit einer fadenscheinigen Begründung – es gibt immer den einen Minikratzer oder anderen Makel, der sich beanstanden lässt. PayPal entscheidet zugunsten des Betrügers, dieser erhält sein Geld zurück.
Jetzt müsste der Käufer die Ware auch wieder zurücksenden – macht er aber nicht! Dem Verkäufer bleibt nun die Möglichkeit einer Anzeige, Anwalt einschalten, etc. Das kann sehr langwierig und kostenintensiv werden. Es ist nicht abwegig, dass Verkäufer sich bei niedrigen Summen dazu entschließen, die Sache einfach fallen zu lassen.
PayPal-Käuferschutz: Wie schütze ich mich als Verkäufer?
Es gibt einige Grundregeln, die Verkäufer beachten können, um sich besser gegen Betrüger zu schützen.
- Nicht ins Ausland versenden
- Kopie des Personalausweises inklusive Foto des Käufers zum Abgleich
- Fotos der Ware vor Versand anfertigen
- Sehr detaillierte Beschreibung der Ware
Sehr viele Betrügereien können vermieden werden, wenn man pauschal beschließt, nicht ins Ausland zu versenden. Es kann zwar möglich sein, dass ein Käufer aus dem Ausland völlig seriös ist, meistens ist dies aber das erste Alarmzeichen für einen Betrug.
Eine Kopie des Personalausweises, samt Foto, wo man den Käufer mitsamt des Ausweises sieht, kann eine kluge Vorsichtsmaßnahme sein. Zumindest weiß man dann, dass es sich um eine reale Person handelt und es wird unwahrscheinlicher, dass ein Käufer Blödsinn anstellt, wenn man dessen Ausweis gesehen hat.
Eine gute Dokumentation der Ware vor dem Versand ist ebenfalls wichtig. Es gibt Betrüger, die im Nachhinein Kratzer anbringen, um nachzuverhandeln. Mit eigenen Fotos schützt ihr euch davor.
Die Beschreibung der Ware muss detailliert sein, damit mögliche kriminelle Käufer später nichts beanstanden können.
Auch im Jahr 2022 ist der PayPal-Käuferschutz nicht zu 100 % sicher. Vor allem Verkäufer müssen aufpassen, da das System hauptsächlich auf dem Schutz des Käufers ausgelegt ist, da dieser mit der Zahlung in Vorleistung geht und so augenscheinlich das größere Risiko trägt.
Seid ihr schon einmal einem Betrüger auf den Leim gegangen? Konnte der PayPal-Käuferschutz euch vor einem Schaden bewahren oder wurde dieser umgangen?